23. Dezember 2022
Netzwerken vom Feinsten!
Klimapatennetzwerk lädt zur Information und zum Erfahrungsaustausch nach Meckenheim

Als „Fortsetzung des Erfahrungsaustauschs“ bezeichnet Prof. Schlagheck, Koordinator des Klimapatennetzwerks Region Rhein-Voreifel, das Treffen von ca. 40 TeilnehmerInnen im neugebauten Gebäude des ebenfalls Klimapaten Peter Küpper. Dieser hat das dritte Standbein seines Familienunternehmens für Heizung und Sanitär den hohen Anforderungen eines nachhaltigen Gewerbegebietes der Stadt Meckenheim unterzogen. Herausgekommen ist ein CO2-neutrales, in Holzbauweise erstelltes Passivhaus mit innovativer und erstmaliger Nutzung erneuerbarer Energien in dieser Form. Dazu unten mehr.

Standen bei der letzten Veranstaltung des KlimaPatenNetzwerks (KPN) noch die Eisspeicherheizung und die Geothermie im Mittelpunkt des Interessenaustauschs, so diente dieser Abend gemeinsamen Überlegungen nach realen, praktikablen und finanzierbaren Möglichkeiten zu Anpassungen und Umstellungen der Heiz- und Energiesysteme sowohl in privaten Haushalten, als auch in Unternehmen. Und das möglichst schnell. 

Herr Küpper hat in seinem Einstiegsvortrag auf die politischen Neuerungen hingewiesen. Novellierungen im Gebäudeenergiegesetz GEG von 2020 (https://www.geg-info.de/geg_praxishilfen/index.htm) treten zum Teil bereits in 2023 in Kraft. Der Anteil an erneuerbaren Energien liegt bei Neubauten ab 1.1.2024 bei 65%. Bis 2026 müssen alte Öl- und Gaskessel entfernt werden, die bis 1996 eingebaut worden sind. Als Technik der Zukunft hat die Wärmepumpe (Luft/Wasser/Erdreich) gute Aussichten, verbreitet zur Anwendung zu kommen.

Wärmepumpen war auch ein Stichwort für die Vorstellung und Erklärungen der energetischen Maßnahmen am Küpper-Gebäude und bildete die Grundlage für einen regen Erfahrungsaustausch.
Das Gebäude wird mit Erdwärme geheizt und im Sommer gekühlt. Zwei Tiefenbohrungen á 130 Meter waren für die benötigte Leistung notwendig. Die Bohrungskosten müssen mit 2.000 -2.500 EUR pro Kilowatt Leistung kalkuliert werden. Eine zentrale Rolle für die Energieautarkie kommt der Photovoltaikanlage (mit knapp 100 KW) auf dem Dach und der Verwendung von Wasserstoff als Energiespeicher zu. Die große Menge PV-Strom im Sommer wird zur Herstellung von grünem Wasserstoff H2 genutzt. Dies erfolgt durch Elektrolyse. Der H2 wird unter hohem Druck (bis 300 bar) verdichtet und auf dem Außengelände für die sonnenarmen und somit stromarmen Zeiten gelagert. Mit der Brennstoffzellentechnik kann der Wasserstoff wiederum zur Winterzeit in Strom rückgewandelt werden.

Eine Kernaufgabe des Klimapatennetzwerks ist der Erfahrungsaustauch. Auch die innovativste – mit Preisen dekorierte Technologie – muss anwendbar und finanzierbar sein, um effektvoll zu sein. Noch stehen strukturelle Verbesserungsmaßnahmen an, die für Privathaushalte kaum zumutbar sind. Auch sind Erdbohrungen nicht für jedes Bestandsgebäude sinnvoll oder sind ein zu kostspieliges Vorhaben. Anders sieht es bei Neubauvorhaben aus, wo durch die Niedrigtemperaturheizung auch nur eine relativ geringe KW-Leistung erforderlich ist. 

Was dem einen die Wasserstoffspeicherung ist, könnte dem anderen die Windkraft sein, oder? Hier gab es ein klares JEIN, da sich zwei Paten konträr zu Mikrowindanlagen mit ca. 1 KW austauschten und sich noch persönlich vor Ort austauschen werden. Bei der nächsten Veranstaltung werden wir es erfahren.
Ein wichtiger Hinweis und Aufruf erfolgte zum genossenschaftlichen Ansatz einer möglichen Beteiligung an einer Freiflächen–Photovoltaikanlage in Rheinbach. Wer Interesse hat, soll sich bitte melden (info@klimapatennetzwerk.de).

Schließlich wurde intensiv über die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften diskutiert. Wir können noch so viel über Sonnenenergie, Geothermie oder Wärmepumpen sprechen – wir brauchen Menschen, die die Technik installieren. Werbung im persönlichen Umfeld, an Schulen, an Berufsschulen, an Universitäten ist eine wichtige Erkenntnis des Abends. Dem konnte auch Herr Schlagheck nur zustimmen: „Egal, ob für einfache oder komplizierte Arbeiten und Aufgaben, die Jugend setzt sich für den Klimaschutz ein und gerade im Handwerk können vielfältige praktische Beiträge dazu geleistet werden“.

Erfahrungsaustausch im Netzwerk der Klimapaten bei Fa. Küpper in Meckenheim. Foto: Andrea Madea