21. Juni 2023
Klimapatin des Jahres kommt aus Bornheim

Bornheim: Elisabeth Stennes-Falter erhält am 14. Juni 2023 die Auszeichnung KlimaPatin des Jahres 2023 für „ihr gezieltes Kochen mit der Kraft der Sonne und der Weitergabe von Erfahrungen“.

Die Auszeichnung, eine Glasstele, wird vom KlimaPatenNetzwerk der Region Rhein-Voreifel durch Prof. Hermann Schlagheck, Swisttal, überreicht. Mit dieser Ehrung werden jährlich besondere Initiativen und Maßnahmen für den Klimaschutz hervorgehoben. „Diese Auszeichnung wird nun bereits zum zwölften Mal vergeben. Sie soll einerseits auf besondere Leistungen einzelner Mitglieder aufmerksam machen und andererseits zum Nachmachen anregen. Die Klimapatin hat schon viele Ergebnisse ihrer Versuche veröffentlicht und dadurch gezeigt, wie viele Möglichkeiten es zum solaren Kochen gibt“, so der Koordinator des KlimaPatenNetzwerks.

Als Laudatorin verweist die Technikjournalistin Andrea Madea, ebenfalls Mitglied des Netzwerkes der KlimaPaten, auf die breit angelegten Interessen von Frau Stennes-Falter in Bezug auf Nachhaltigkeit, Biodiversität und den Herausforderungen der Natur. Der Garten hinter dem Haus – Schauplatz der Verleihung – ist ein erlebbares Refugium dieser Zusammenhänge im heimischen Umfeld. „Mit eigenen Experimenten und deren Dokumentation bringt Sie uns die Kraft der Sonne näher. Mit sehr einfachen Hilfsmitteln wird die praktische Anwendung der Sonnenenergie umgesetzt. Und mit ihrem Format der „Solarkochgeschichten“ veröffentlicht und berichtet sie davon im Internet und tauscht ihre Erfahrungen aus“, so fasst die Laudatorin die Gründe für die Wahl zusammen.

Als staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin mit Zusatzbereich Künstlerischer Tanz und Basale Musikerziehung hatte Frau Stennes-Falter ihren beruflichen Schwerpunkt auf Musik und Bewegung in Kindergarten und Grundschule gelegt. Seit 1999 lebt sie und ihre Familie in Bornheim-Roisdorf und leitet ihr eigenes Studio für Musik und Tanz. Neben Aufführungen von selbstentwickelten Bühnenstücken und diversen Auftritten zu unterschiedlichen Anlässen, wie Kindergottesdienste oder Besuche in Seniorenheimen, verfasst sie Notenbücher, beispielsweise für Akkordzither oder Mundharmonika.

Seit vielen Jahren recherchiert sie über Do-It-Yourself-Projekte, die mit Recycling, Naturschutz im Garten und erneuerbarer Energie zu tun haben. Dabei entdeckte sie eher zufällig einige Videos mit Bauanleitungen zu Solarkochboxen. „Das fehlte mir gerade noch für mein Leben!“ erzählt sie schmunzelnd über ihre Anfänge des solaren Kochens.
Frau Stennes-Falter nutzt für das solare Kochen drei verschiedene Kochertypen:

a) Eine Solarkochbox (gebaut von der LAZOLA-Initiative siehe Infokasten): sie funktioniert ein wenig nach dem Prinzip des Frühbeet-Gewächshauses im Garten. Der Kochkasten lässt von einem reflektierenden Aludeckel Sonnenstrahlen durch eine Isolierglas-Abdeckung in den Garraum einfallen. Physikalisch Einfallwinkel gleich Ausfallwinkel. Eine schwarze Alu-Bodenplatte speichert die Sonnenenergie in Form von Wärme und gibt diese an den oder die Töpfe oder Backformen im Garraum ab. Dies gelingt je nach Material besser oder weniger gut. Da zum Backen und Kochen höhere Temperaturen als im Frühbeet benötigt werden, wird dieser Vorgang durch Reflektoren verstärkt. Somit können Temperaturen bis zu 180 °Celsius in diesen Kochmulden entstehen. Zudem wird langsam und schonend gegart, was sich positiv auf den Eigengeschmack auswirkt. Die Preise variieren je nach Größe um ca. 450 Euro.

b) Einen Parabolspiegel-Solarkocher: Lichtkonzentration und Brennpunktsuche. So ähnlich funktioniert der Parabolspiegelkocher. Er bündelt die reflektierenden Lichtstrahlen der Sonne auf einen mehr oder weniger breiten Brennpunkt hin. Da die optimale Position des Brennpunktes vom Stand der Sonne zur Erde abhängt, bedeutet es beim Solarkochen, dass der Spiegel spätestens alle 20 bis 30 Minuten der Sonne nachgeführt werden muss, um die stärkste Energieausbeute zu generieren. Schnellers Garen wird durch häufigeres Nachführen begünstigt. Die Preise für Parabolspiegel-Solarkocher hängen von deren Durchmesser ab, z.B. bei einer Größe von 85 Zentimeter können 600 EUR anfallen.

c) Verschiedene Plattenkocher: dafür verwendet sie Wertstoffmüll wie Pappe und die aluminiumbeschichteten Innenseiten von Folientüten. Sehr kostengünstig entstehen dadurch selbst gebaute – und kombiniert mit Wärmefallen aus Glasschüsseln – funktionierende Solarkocher.

Fragen wie welcher Topf und welcher Deckel, welches Material, Wärmefallen ja oder nein, welches Kochgut, welche Tages-, Monats- oder Jahreszeiten sich wie gut oder schlecht eignen u.v.m. hat Frau Stennes-Falter zu ihren Solarkochermodellen ausgetestet. Die Erfahrungen veröffentlicht sie und archiviert sie in Foto- und Filmclips. Mit Ihren „Solarkochgeschichten“* genießt sie wegen der persönlich gemachten Erfahrungen eine hohe Glaubwürdigkeit, wie es für das KlimaPatenNetzwerk als Ganzes seit Jahren typisch ist.
Das KlimaPatenNetzwerk freut sich, Frau Stennes-Falter für die experimentellen und klimaschutzorientierten Leistungen als würdige KlimaPatin 2023 zu ernennen.

Weitere Informationen unter www.klimapatennetzwerk.de

*https://www.facebook.com/Solarkochgeschichten/

Die Lazola-Initiative e.V. hat verschiedene von Hand zu bauende Boxkocher-Modelle entwickelt, diese vielfältig in der Praxis erprobt und immer wieder verbessert. Die Lazola-Initiative unterstützt NGOs und private Initiativen mit vielfältigem Know-how bei der Durchführung von LAZOLA-Bauprojekten in Entwicklungsländern; sie führt aber selbst keine Projekte durch. Sie vermittelt aber Experten für die Durchführung von Baukursen vor Ort und bietet Baukurse in Deutschland an. http://www.lazola.de/initiative.htm

Ehrung der KlimaPatin des Jahres 2023: Prof. Herrmann Schlagheck überreicht Elisabeth Stevens-Falter die Glasstele. Foto: Andrea Mades
Blick in eine Solarkochbox. Foto: Andrea Madea
Modell Parabolspiegelkocher. Foto: Andrea Madea
Modell Do-it-yourself Kocher. Foto: Andrea Madea